Chancengerechtigkeit.
Gerechtigkeit wird in der politischen Debatte meist als populistischer Sehnsuchtsbegriff instrumentalisiert. Dahinter steht das Ziel der Herstellung größtmöglicher gesellschaftlicher Gleichheit. Wir brauchen jedoch ein neues Verständnis von Gerechtigkeit. Wir müssen uns in unseren gesellschaftlichen Anreizsystemen von einem Verständnis lösen, das Gerechtigkeit als Funktion der Gleichheit begreift. Unser Ziel ist keine gleiche Gesellschaft, sondern eine Gesellschaft, die sich ihrer Vielfalt und Unterschiede bewusst ist und diese für die künftige Entwicklung nützt. Die Geschichte hat es gezeigt: Egalitaristische Gesellschaften verharren in Stagnation und Stillstand.
Ein zeitgemäßes Verständnis von Gerechtigkeit muss sich auf die Zukunft beziehen. Es geht uns um Chancengerechtigkeit. Menschen sollen von Anfang an die Chance haben, durch ihre Leistung und ihr Engagement an der gesellschaftlichen Entwicklung teilzuhaben. Dafür braucht es institutionelle Arrangements, die ihnen bestmögliche Startbedingungen gewährleisten. Chancengerechtigkeit ermöglicht jedem Individuum den breiten Zugang zu Entwicklungspotenzialen. Ob und in welchem Ausmaß sie diese nützen, liegt in ihrer Freiheit und in ihrer Verantwortung.
Notwendig für Chancengerechtigkeit ist eine neue Chancenkultur in unserer Gesellschaft, in der Veränderung nicht als Bedrohung, sondern als Zukunftspotenzial gesehen wird. Eine neue Kultur der Chancengerechtigkeit hat konkrete Konsequenzen für Bürgerinnen und Bürger: Mehr Chancen durch mehr Wahlfreiheit, bessere Bildung durch Differenzierung, sozialer Aufstieg durch bessere Bildung, mehr Möglichkeiten, die individuellen Potenziale zu realisieren und das persönliche Lebensglück zu suchen.