Ein Gastbeitrag.
Gemeinnützige Stiftungen schaffen für die Gesellschaft einen bedeutenden Mehrwert. Sie unterstützen mit namhaften Beiträgen Museen, Konzert- und Theaterstätten, fördern Wissenschaft, Forschung und Bildung und tragen zu einem vielfältigen Sozialangebot bei. Darüber hinaus sind Stiftungen Ausdruck des freiwilligen Engagements der Bürger für das Gemeinwohl.
Aber wie überall, gilt auch für den gemeinnützigen Stiftungssektor: Gut gemeint, heisst nicht immer auch gut gemacht. Öffentlichkeit und Gesellschaft fordern von Stiftungen zu Recht Professionalität, Wirkung und Transparenz ein. Was das genau bedeutet, ist aber gar nicht so einfach dingfest zu machen. So vielfältig die Gesellschaft ist, so vielfältig ist der Stiftungssektor und so vielfältig sind die unterschiedlichen Stiftungsmodelle und Fragestellungen.
2005 hat der Schweizer Stiftungsverband auf diese Herausforderung mit der Publikation des europäisch ersten Good Governance Codes für gemeinnützige Förderstiftungen reagiert. Und damit einen Standard gesetzt, der über Empfehlungen und Anreize wirkt und nicht über einzuhaltende Regeln und Gebote. Dass der Entscheid richtig war, auf Selbstverantwortung und Selbstregulierung zu setzen, zeigt sich heute. Der mittlerweile in dritter Auflage erschienene Swiss Foundation Code wird nicht nur von Stiftungen selbst, sondern auch vom Gesetzgeber und vom sogar Schweizer Bundesrat bei Fragen zur Governance und Organisation gemeinnütziger Stiftungen regelmässig zu Rate gezogen. Strategisch auf den Stiftungsrat, also das oberste Gremium einer Stiftung gerichtet, nimmt er diesen in die Verantwortung. Einer meiner Lieblingssätze heisst lapidar: „Der Stiftungsrat führt die Stiftung.“
Mit grosser Freude habe ich die Initiative des österreichischen Verbandes für die Entwicklung eines eigenen Governance-Codes in meiner früheren Funktion als Geschäftsführerin von SwissFoundations unterstützt. Wie damals der Schweizer Verband hat sich auch der österreichische rasch und unbürokratisch an die Arbeit gemacht und mit „Achtung, Stiftung!“ eine für das ganze österreichische Gemeinwohl wichtige Leitplanke gesetzt. An diesem können sich sowohl Stiftungen als auch das breite Publikum ausrichten. Zieht man den Vergleich zwischen einem Governance-Code und einem Kompass, so dienen beide zur Orientierung in herausforderndem Gelände. Beide geben die Richtung vor, Laufen und Hürdenmeistern muss der Wanderer aber selbst.
Mag. Beate Eckhardt ist geschäftsführende Inhaberin von Eckhardt Consulting, einem auf Corporate Philanthropy und gemeinnützige Stiftungen spezialisiertes Beratungsunternehmen mit Sitz in Zürich. Von 2005 bis 2020 führte und entwickelte Beate Eckhardt SwissFoundations, den Verband der Schweizer Förderstiftungen, als Geschäftsführerin.
Hinweis: Da Frau Eckhardt Schweizerin ist, behalten wir die schweizerische Rechtschreibung bei, die unter anderem kein scharfes S (ß) kennt.